300 Sozialwissenschaften
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Die interdisziplinäre Dissertationsschrift lässt sich im Horizont internationaler Forschungen zu Denkmalwerten, neuer Ansätze in der Kultur- und Wissensvermittlung rund um Baudenkmale sowie künstlerisch- ethnographischem Forschen an und mit Denkmalen verorten.
Der erste Teil der Arbeit widmet sich Denkmalen und der Denkmalpflege im Kontext künstlerischer und sozialwissenschaftlicher Allianzen. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass die Denkmalpflege zwar sehr vieles über Denkmale weiß, aber kaum etwas über deren Rezeption beim breiten Publikum. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie hier Praktiken der bildenden Kunst und Arbeitsweisen der Kulturanthropologie die Disziplin der Denkmalpflege bereichern können, oder sogar müssen.
Den zweiten Teil bildet eine empirische Studie, in der die populäre Wahrnehmung von Denkmalen qualitativ erforscht wird. Das Schloss und Rittergut Bedheim im südlichen ländlichen Thüringen dient dabei als konkreter Untersuchungsort. Reaktionen von Besucherinnen und Besuchern werden mit Hilfe von drei künstlerischen Eingriffen angeregt und diese dann ethnographisch-offen dokumentiert und ausgewertet.
Auf dieser Basis werden Zugänge zum Denkmal ermittelt. Während die meisten BesucherInnen das Denkmal als „Arbeit“ wahrnehmen, geraten einige ins „Träumen“ oder „Erinnern“, man „genießt“ das Ensemble als authentische und ästhetische Ressource, oder findet Zugang über das spontane „Erklären“ baukonstruktiver oder baulicher Situationen. Für andere bedeutet der Besuch die „Teilhabe“ an einem Prozess. Schloss Bedheim wird als Ort stetiger Veränderung geschätzt. In der Wahrnehmung der BesucherInnen verquicken sich Aspekte des Bewunderns mit solchen des Abgrenzens. Die eigene Alltagswelt und das eigene Zuhause bilden hierbei Bezugspunkte. Schloss Bedheim wird auf diese Weise zum Imaginationsraum, zur Energietankstelle und zur gern besuchten Problemwelt.
Die Ergebnisse der Arbeit liegen in zwei Erkenntnisfeldern: Auf einer methodischen Ebene zeigt sie, wie in der Denkmalpflege vertiefte Fachlichkeit mit einer tatsächlichen Kontaktaufnahme mit dem Publikum verbunden werden kann und damit soziale Gefüge an Baudenkmalen qualitativ ermittelt werden können. Ebenso wird deutlich, dass künstlerische Eingriffe Auslöser von Gesprächen sind, als Kontaktflächen zur Alltagswelt dienen und so zu einer vielfältigen Auseinandersetzung mit Denkmalen führen.
Auf einer inhaltlichen Ebene liefert die Arbeit Erkenntnisse zu Wahrnehmungsweisen von Denkmalen. Neben den erwähnten Zugängen, wird die Existenz und Bedeutung einer regional vernetzten Wahrnehmung von Denkmalen aufgedeckt. Des Weiteren zeigen die Ergebnisse, dass das Öffnen von Baudenkmalen als und im Prozess ungenutzte Potentiale birgt und es wird angeregt, dies in zukünftigen denkmalpflegerischen Konzepten eine größere Rolle spielen zu lassen. Die Vision eines „Kompendiums der Zugänge“ wird entwickelt, mit dessen Hilfe sich ein enormes Wissen über Rollen und Bedeutungen die Baudenkmale in unserer Gesellschaft spielen, sammeln ließe.
Der vorliegende Handlungsleitfaden hilft zivilgesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Einrichtungen bei der Installation eines anonymen Behandlungs- oder Krankenschein für Menschen ohne Krankenversicherung. Dabei bündelt sich hier der Erfahrungsschatz verschiedener Initiativen aus dem gesamten Bundesgebiet.
Seit 50 Jahren wird über Erklärungsansätze für Gentrifizierung gestritten. Sehr viel länger schon wandert anlagesuchendes Kapital von einem
Ort zum anderen und hinterlässt dabei Investitionsruinen einerseits und Menschen, die durch Verdrängung ihr Zuhause verlieren, andererseits. Sehr viel kürzer erst wird der Begriff Gentrifizierung hier und da von sozialen Bewegungen aufgegriffen, die sich mit letzterem Phänomen auseinandersetzen.
In diesem Beitrag soll es nicht um die wissenschaftliche Debatte um Erklärungsansätze für Gentrifizierung und auch nicht um die wissenschaftliche Relevanz des Begriffes gehen, sondern um seine Rolle und Funktion in sozialen Bewegungen.
The world society faces a huge challenge to implement the human right of “access to sanitation”. More and more it is accepted that the conventional approach towards providing sanitation services is not suitable to solve this problem. This dissertation examines the possibility to enhance “access to sanitation” for people who are living in areas with underdeveloped water and wastewater infrastructure systems. The idea hereby is to follow an integrated approach for sanitation, which allows for a mutual completion of existing infrastructure with resource-based sanitation systems.
The notion “integrated sanitation system (iSaS)” is defined in this work and guiding principles for iSaS are formulated. Further on the implementation of iSaS is assessed at the example of a case study in the city of Darkhan in Mongolia. More than half of Mongolia’s population live in settlements where yurts (tents of Nomadic people) are predominant. In these settlements (or “ger areas”) sanitation systems are not existent and the hygienic situation is precarious.
An iSaS has been developed for the ger areas in Darkhan and tested over more than two years. Further on a software-based model has been developed with the goal to describe and assess different variations of the iSaS. The results of the assessment of material-flows, monetary-flows and communication-flows within the iSaS are presented in this dissertation. The iSaS model is adaptable and transferable to the socio-economic conditions in other regions and climate zones.
Die Kurzfassung ist auf deutsch und die ganze Arbeit + Anhänge auf französisch.
AUSGANGSPUNKT
Die Spannung zwischen Sanierung und sozialem Wandel Nach dem Wegzug der mittleren Schichten aus den Innenstädten gibt es seit mehr als 50 Jahren ein öffentliches Bestreben, europäische Städte zu sanieren. Damit soll die Attraktivität dieser Stadtteile gesteigert sowie Investitionen gefördert werden. In mehreren wissenschaftlichen Arbeiten und empirischen Untersuchungen über die Ergebnisse dieser Sanierungspolitik haben Forscher vor den negativen Effekten für die Anwohner gewarnt und den Begriff der „Gentrifizierung“ eingeführt. Die Aufwertung der Innenstädte sei mit einem sozialen Umstrukturierungsprozess durch den wachsenden Druck am Wohnungsmarkt und eine kontinuierliche Mietpreiserhöhung verbunden.
FRAGESTELLUNG
Die Sanierungsprojekte, die in den 80er-Jahren im Rahmen der I.B.A. entwickelt wurden, sind international als „good practice“ bezeichnet worden. Die zwölf Leitsätze der „behutsamen Stadterneuerung“ sind das Vorzeigekind der deutschen Sanierungspraxis. Diese Erfahrungen wurden nach dem Fall der Mauer auf die Situation im Prenzlauer Berg übertragen. Die vorliegende Arbeit (in französischer Sprache) ist der Frage nachgegangen, inwiefern die behutsame Stadterneuerung in Berlin Prenzlauer Berg als Modell städtebaulicher Politik im Altbaugebiet dienen kann? „Modell“ ist dabei nicht als Reproduktionsmodell, sondern im Sinne von „Vorbild“ gemeint. ...
Inhaltlich beschäftigt sich die Arbeit, die im Rahmen des Promotionsstudiengangs Kunst und Gestaltung an der Bauhaus-Universität entstand, mit der Erforschung sozio-interaktiver Potentiale der Videotelefonie im Kontext von Nähe und Verbundenheit mit Fokus auf Eigenbild, Embodiment sowie den Rederechtswechsel.
Die Videotelefonie als Kommunikationsform hat sich – und darauf deuten die Erfahrungen der Co- vid-19-Pandemie hin – im lebensweltlichen Alltag der Menschen etabliert und wird dort in naher Zukunft nicht mehr wegzudenken sein. Auf Basis ihrer Möglichkeiten und Errungenschaften ist es inzwischen Realität und Lebenswirklichkeit, dass die Kommunikation sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Kontext mittels verschiedenster Kanäle stattfindet. Der Videotelefonie kommt hierbei als solche nicht nur eine tragende Funktion, sondern auch eine herausragende Rolle bei der vermeintlichen Reproduktion der Face-to-Face-Kommunikation im digitalen Raum zu und wird wie selbstverständlich zum zwischenmenschlichen Austausch genutzt. Just an diesem Punkt knüpft die Forschungsarbeit an. Zentral stand dabei das Vorhaben einer dezidierte Untersuchung des Forschungsgegenstandes Videotelefonie, sowohl aus Kultur- als auch Technikhistorischer, aber auch Medien-, Wahrnehmungs- wie Kommunikations- theoretischer Perspektive, indem analytische und phänosemiotische Perspektiven miteinander in Beziehung gesetzt werden (z.B. Wahrnehmungsbedingungen, Interaktionsmerkmale, realisierte Kommunikationsprozesse etc.). Damit verbundenes, wünschenswertes Ziel war es, eine möglichst zeitgemäße wie relevante Forschungsfrage zu adressieren, die neben den kulturellen Technisierungs- und Mediatisierungstendenzen in institutionellen und privaten Milieus ebenfalls eine conditio sine qua non der pandemischen (Massen-)Kommunikation entwirft.
Die Arbeit ist damit vor allem im Bereich des Produkt- und Interactiondesigns zu verorten. Darüber hinaus hatte sie das Ziel der Darlegung und Begründung der Videotelefonie als eigenständige Kommunikationsform, welche durch eigene, kommunikative Besonderheiten, die sich in ihrer jeweiligen Ingebrauchnahme sowie durch spezielle Wahrnehmungsbedingungen äußern, und die die Videotelefonie als »Rederechtswechselmedium« avant la lettre konsolidieren, gekennzeichnet ist. Dabei sollte der Beweis erbracht werden, dass die Videotelefonie nicht als Schwundstufe einer Kommunikation Face-to-Face, sondern als ein eigenständiges Mediatisierungs- und Kommunikationsereignis zu verstehen sei. Und eben nicht als eine beliebige – sich linear vom Telefon ausgehende – entwickelte Form der audio-visuellen Fernkommunikation darstellt, sondern die gestalterische (Bewegtbild-)Technizität ein eigenständiges Funktionsmaß offeriert, welches wiederum ein innovatives Kommunikationsmilieu im Kontext einer Rederechtswechsel-Medialität stabilisiert.
Elitenkritik, populare Bündnisse und inklusive Solidaritär. Interview zur Debatte um Linkspopulismus
(2018)
In der aktuellen ökonomischen und politischen Krise haben Debatten um linke Strategien wieder Hochkonjunktur. Besonders kontrovers werden Vorschläge diskutiert, die einen Linkspopulismus als Alternative zum rechten politischen Projekt, zum Neoliberalismus und als Transformationsstrategie hin zu einer sozialistischen Gesellschaft propagieren. Thomas Goes und Violetta Bock haben mit ihrem Buch Ein unanständiges Angebot? Mit linkem Populismus gegen Eliten und Rechte (2017) eine programmatische Aufarbeitung existierender linker Populismuskonzepte und ihre eigene Vorstellung davon, wie ein linker Populismus gelingen kann, vorgelegt. Damit haben sie die Debatte um Linkspopulismus in Deutschland befeuert. Im Interview werden sie nach ihren Positionen und den Kontroversen um das Buch befragt. Das Interview soll als Aufschlag für eine Debatte dienen. Antworten zu den dargestellten Positionen und Bezüge zu städtischen Themen und städtischen sozialen Bewegungen sind sehr willkommen.
Ernährung bestimmt unser tägliches Leben. Sie erfüllt in erster Linie die physiologische Notwendigkeit unseren Körper am Leben zu halten und ist gleichzeitig Alltagspraxis, durch welche gesamtgesellschaftliche Strukturen sichtbar werden. Innerhalb dieser Alltagspraxen erfüllt Ernährung vor allem eine wichtige Funktion in der Herstellung gesellschaftlicher Teilhabe oder kann strukturelle Ausschlüsse und soziale Ungleichheit bedingen. Dem Wohlfahrtsregime kommt somit eine wichtige Aufgabe in der Grundversorgung der Bevölkerung zu und muss innerhalb der Daseinsvorsorge auf Ausschlüsse von ernährungsbezogener Teilhabe einzelner Bevölkerungsschichten eingehen und sozialer Ungleichheit entgegenwirken. In diesem Working Paper soll der Fragestellung nachgegangen werden, inwiefern Teilhabe bzw. strukturelle Ausschlüsse von Ernährung innerhalb des bundesdeutschen Wohlfahrtsregimes hergestellt werden und durch welche politischen Praktiken und Forderungen aus der Zivilgesellschaft bzw. sozialen Bewegungen ernährungsvermittelte Teilhabe (wieder) hergestellt wird.
Despite the high priority refugees are given in the public and political discussion, urban planning has not yet started to systematically consider the role of planning in asylum policy. Mostly, the subject of refugees’ arrival is addressed in local projects and housing without framing challenges and opportunities in the national and European context. A wider discussion on the used terminology of “integration” is missing just as much as a self-critical reflection on the orientation of planning discourses on the issue of housing only. In this editorial our thematic issue “European Cities Planning for Asylum” is introduced andresented.
Der Aufruf, die Begriffe Stadt und Kritik in das Zentrum einer Debatte zu stellen, bietet die große Chance, uns weit über begriffliche Klärungen unseres gemeinsamen Arbeitsgegenstands hinaus – die ja auch für sich selbst sehr fruchtbar sein können – über die Funktion zu verständigen, die wir in der Gesellschaft ausüben, wenn wir räumliche Planung praktizieren, erforschen und lehren. Da in der Bundesrepublik nicht nur ein großer Bedarf, sondern auch eine beträchtliche Nachfrage nach öffentlicher Planung besteht und die planungsbezogenen Wissenschaften sich eines insgesamt stabilen institutionellen Standes erfreuen, laufen wir Gefahr, die gesellschaftspolitische Legitimation von Berufsfeld und Wissenschaft zu vernachlässigen, sie als gegeben zu behandeln. Wir müssen uns ja kaum rechtfertigen.