300 Sozialwissenschaften
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Welche Zukünfte?
(2017)
Die Planungsforschung hat sich spätestens seit der „kommunikativen Wende“ intensiv damit beschäftigt, wie mit Konflikten umgegangen werden soll und wird. Ansätze der „agonistischen“ Planungstheorie widersprechen der normativen Prämisse, Konsensbildung unter den Planungsbeteiligten anzustreben. Vielmehr wollen sie widerstreitende Positionen normativ für die räumliche Entwicklung fruchtbar machen. Zugleich betonen sie eine vermeintliche Dualität von Planung und Protest, die in der neueren Protesttheorie infrage gestellt wird. Dieser Beitrag zeigt aufbauend auf einer Diskussion von planungs- und protesttheoretischen Ansätzen und einer empirischen Analyse planungsbezogener Proteste in Deutschland, dass diese Proteste von den Planungsakteuren zwar immer stärker als „Normalität“ aufgefasst werden und antagonistische Partizipation trotz zunehmender Konflikthaftigkeit und vermeintlicher Infragestellung der repräsentativen Demokratie kulturell regelgebunden bleibt. Protesthandeln ist Teil ausdifferenzierter „Partizipationsbündel“, die situationsbezogen auch Teilnahme an Beteiligungsverfahren, direktdemokratische Verfahren und Klagen umfassen. Protestierende verfolgen dabei meist eine eher reformorientierte Agenda, die keiner „Zähmung“ bedarf. Allerdings können die zugrunde liegenden Konflikte häufig gar nicht „gelöst“ werden. Planenden hingegen können auch innerhalb eines agonistischen Planungsumfelds rationalistische und deliberative Ansätze zur Verfügung stehen, die sie situationsbezogen und strategisch nutzen.
Elitenkritik, populare Bündnisse und inklusive Solidaritär. Interview zur Debatte um Linkspopulismus
(2018)
In der aktuellen ökonomischen und politischen Krise haben Debatten um linke Strategien wieder Hochkonjunktur. Besonders kontrovers werden Vorschläge diskutiert, die einen Linkspopulismus als Alternative zum rechten politischen Projekt, zum Neoliberalismus und als Transformationsstrategie hin zu einer sozialistischen Gesellschaft propagieren. Thomas Goes und Violetta Bock haben mit ihrem Buch Ein unanständiges Angebot? Mit linkem Populismus gegen Eliten und Rechte (2017) eine programmatische Aufarbeitung existierender linker Populismuskonzepte und ihre eigene Vorstellung davon, wie ein linker Populismus gelingen kann, vorgelegt. Damit haben sie die Debatte um Linkspopulismus in Deutschland befeuert. Im Interview werden sie nach ihren Positionen und den Kontroversen um das Buch befragt. Das Interview soll als Aufschlag für eine Debatte dienen. Antworten zu den dargestellten Positionen und Bezüge zu städtischen Themen und städtischen sozialen Bewegungen sind sehr willkommen.
This paper addresses the scope for action by municipalities in a climate emergency and places it in the framework of ecomodern (urban) policy. We analyse the way in which two German ‘climate emergency municipalities’ translate conflicts of post-fossil transformation into concrete political and planning strategies. Although more than 2,200 authorities around the world have already declared a climate emergency, research on the impact of these resolutions on the political orientation of municipalities is very limited. Our research focus is on the (potentially agonistic) treatment of conflicts in planning. We argue that in times of a socio-ecological crisis, success in conflict resolution cannot refer to appeasement and depoliticisation. Instead, we propose a framework of five criteria, based on critical theory on ecomodern strategies, planning processes and degrowth. Thus, this practice-related and explorative paper connects empirical insights from the German cities of Constance and Berlin with an innovative normative framework. The findings tell a complex story of an, at least partial, admission of the failure of previous climate mitigation strategies, a lack of social institutions of limits, an instrumental relation to nature and a disregard for social injustices. The paper discusses how municipalities, in the context of ongoing tensions over the post-fossil transformation in Germany, on the one hand hold on to business-as-usual approaches, but on the other hand also set political impulses for change.
Anti-Gewalttrainings, Gewaltwissen und die institutionelle Erzeugung gewaltbefreiter Subjekte
(2023)
Dieser Beitrag fragt danach, wie Wissen über Gewalt in Anti-Gewalttrainings produziert, vermittelt und sozial wirkmächtig wird. Auf Basis des kommunikativen Konstruktivismus werden diese Kurse als gewaltbezogene Institutionen begriffen, in denen eine Wissensordnung der Gewalt stabilisiert wird. Sie sollen Abweichungen von institutionalisierten Wirklichkeitsvorstellungen in Bezug auf Gewalt entgegenwirken. Dabei lassen sie sich als Selbsttechniken begreifen, durch welche die Kursteilnehmer*innen eine spezifische Subjektposition einüben, nämlich die des gewaltbefreiten Subjekts. Vor diesem Hintergrund wird anschließend zwischen konditionalen und konzessiven Anti-Gewalttrainings unterschieden. Erstere wenden sich an Personen, die tatsächlich von der institutionalisierten Wirklichkeitsvorstellung abgewichen sind und somit gesellschaftlich als Gewalttäter*innen eingestuft werden, während Letztere auf eine Klientel zielen, die potenziell von den gängigen Normen abweichen könnte, obwohl noch keine Gewalt aufgetreten sein muss. Abschließend wird gezeigt, dass den Kursleiter*innen eine wichtige Rolle im Subjektivierungsprozess und der Wissenskommunikation über Gewalt zukommt. Neben Wissen über Gewalt werden durch sie auch Wertbindungen, Legitimationen und Weltbilder vermittelt.
Dieser Artikel analysiert, in welcher Weise sich die Weltkunstausstellung documenta 14 mit dem öffentlichen Raum in Kassel auseinandersetzte. Als Kritik an globalen Unrechtszuständen konzipiert, ging die diesjährige Documenta nicht auf die lokalen Umstände in Kassel ein und benutzte die Stadt stattdessen als Bühne. Statt sich mit den konkreten Prozessen vor Ort auseinanderzusetzen, wie die Ausstellung dies in Athen getan hat, wird die Tradition der Documenta gebrochen, einen Beitrag zur gesellschaftlichen Stadtentwicklung leisten zu wollen.
Real-world labs hold the potential to catalyse rapid urban transformations through real-world experimentation. Characterised by a rather radical, responsive, and location-specific nature, real-world labs face constraints in the scaling of experimental knowledge. To make a significant contribution to urban transformation, the produced knowledge must go beyond the level of a building, street, or small district where real-world experiments are conducted. Thus, a conflict arises between experimental boundaries and the stimulation of broader implications. The challenges of scaling experimental knowledge have been recognised as a problem, but remain largely unexplained. Based on this, the article will discuss the applicability of the “typology of amplification processes” by Lam et al. (2020) to explore and evaluate the potential of scaling experimental knowledge from real-world labs. The application of the typology is exemplified in the case of the Bauhaus.MobilityLab. The Bauhaus.MobilityLab takes a unique approach by testing and developing cross-sectoral mobility, energy, and logistics solutions with a distinct focus on scaling knowledge and innovation. For this case study, different qualitative research techniques are combined according to “within-method triangulation” and synthesised in a strengths, weaknesses, opportunities, and threats (SWOT) analysis. The analysis of the Bauhaus.MobilityLab proves that the “typology of amplification processes” is useful as a systematic approach to identifying and evaluating the potential of scaling experimental knowledge.
By allocating real estate investments into the logistics sector, investors highly participate in the economic development of the respective country or city. However, the submarket is very cyclical and special economic influences – such as growing online trade and new logistic networks – affect the performance of the properties. Important parameters on the potential returns are found not only within the real estate market, but also within the global economy and the development of specific industries. This paper aims at examining factors affecting the performance of logistics properties.
Expected dependencies between macroeconomic factors and real estate economic indicators are examined for six major European logistics locations using econometric models, especially correlation and regression. Data series over a period of 25 years were used. The construction of an econometric model was an iterative process integrating both the statistical result and the economic causality.
Im Heft zum zehnjährigen Jubiläum von sub\urban mit dem Themenschwerpunkt „sub\x: Verortungen, Entortungen" veröffentlichen wir eine Debatte, die von den bisherigen in unserer Zeitschrift in dieser Rubrik geführten textlichen Diskussionen abweicht. Im Vorfeld der Planungen für unsere Jubiläumsausgabe haben wir die aktuellen Mitglieder unseres wissenschaftlichen Beirats darum gebeten, zwei grundlegende Fragen von kritischer Stadtforschung in kurzen Beiträgen zu diskutieren: Was ist Stadt? Was ist Kritik?
Die Idee eines neuen Munizipalismus wird in den linken sozialen Bewegungen Europas und darüber hinaus breit diskutiert. Munizipalistische Bewegungen streben es an, kommunale Regierungen zu übernehmen oder zu beeinflussen, um lokale Institutionen (wieder) gemeinwohlorientiert auszurichten, ein neues Verhältnis zwischen kommunalen Regierungen und sozialen Bewegungen zu schaffen und so die Art wie Politik gestaltet wird von unten her zu demokratisieren und institutionelle Rahmenbedingungen zu verändern. Sie entstehen in Reaktion auf die aktuelle ökonomische und politische Krise – ebenso wie neue rechte und rechtspopulistische Bewegungen, als deren Gegenpart sie sich verstehen. Mit Mut und konkreten Utopien will man der multiplen städtischen Krise begegnen, statt mit Angst und Angstmacherei wie rechte Bewegungen. Deshalb trafen sich im Juni 2017 über 600 Vertreter_innen dieser munizipalistischen Bewegungen auf Einladung Barcelona en Comús.