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Gegen Ende des 19. Jahrhunderts geriet das Dokumentationswesen in eine Krise: wie lässt sich das kulturelle Wissen nachhaltiger organisieren?
Paul Otlet (1868–1944), ein belgischer Industriellenerbe und studierter Rechtsanwalt, entwickelte zusammen mit Henri La Fontaine ab 1895 ein Ordnungs- und Klassifikationssystem, das das millionenfach publizierte „Weltwissen“ dokumentieren sollte. Otlets Anspruch war die Schaffung eines „Instrument d’ubiquité“, das zur „Hyper-Intelligence“ führen sollte. Jahrzehnte vor Web und Wikis weisen diese Ideen auf eine globale Vernetzung des Wissens hin.
Der vorliegende Titel erinnert an den Pionier Paul Otlet mit einer ausführlichen Einleitung von Frank Hartmann (Bauhaus-Universität Weimar), Beiträgen von W. Boyd Rayward (University of Illinois), Charles van den Heuvel (Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften) und Wouter Van Acker (Universität Gent).
Lesen - Schreiben - Apparate
(2012)
A pioneer in many respects, Otto Neurath made contributions in the areas of socialist politics, political economy, the theory of science, sociology and social philosophy. However, especially innovative were his revolutionary ideas about communication based on investigating the role of media in the making of modern man – as social technology for achieving socialist objectives. Within the context of his "Wissenschaftliche Weltauffassung" (Scientific Conception of the World – The Vienna Circle) he claimed a new form of encyclopedic integration of knowledge. Insisting on the need for for absolute clarity of expression, he developed a new form of scientific expression to help achieve this, an "International Picture Language". It was based on a new pictographic design system: ISOTYPE, an acronym for "International System Of Typographic Picture Education".
Einführung in Theoretische und gestalterische Grundlagen
Kommunikation und Information sind Begriffe, die erst im 20. Jahrhundert ins Zentrum von Kultur und Technik gerückt sind. Nicht von Ungefähr hat sich der Ausdruck Informationsgesellschaft etabliert – er bringt jene Veränderungen zum Ausdruck, die sich als Medienkultur über das etablierte Gefüge der Industriekultur legt. Damit ist sowohl das breite Feld technischer Entwicklungen angesprochen, wie auch neuer Formen von Interaktion und Kommunikation. Die Geschichte des Informationsdesigns ist sowohl die eines neuen Gegenstandes mit der Bezeichnung "Information", als auch der damit verbundenen Ideen und Konzepte. Es gibt dabei neue kulturelle Objekte (Interfaces, Screens), deren Gestaltung ansteht, und es gibt mit den veränderten technischen Codierungen neue und sich ändernde Kontexte, in denen das geschieht (konvergente Digitalmedien). Dabei ist es überraschend, dass in der neueren Diskussion um die zunehmend technischen, zur hyperrealen Perfektion errechneten Bilder in unserer gegenwärtigen Medienkultur offenbar völlig vergessen wurde, auf den Beitrag des Informationsdesigns einzugehen. Seine Geschichte ist auch ein blinder Fleck in der aktuellen Medienwissenschaft und in der Medientheorie.
Projector-Based Augmentation
(2006)
Projector-based augmentation approaches hold the potential of combining the advantages of well-establishes spatial virtual reality and spatial augmented reality. Immersive, semi-immersive and augmented visualizations can be realized in everyday environments – without the need for special projection screens and dedicated display configurations. Limitations of mobile devices, such as low resolution and small field of view, focus constrains, and ergonomic issues can be overcome in many cases by the utilization of projection technology. Thus, applications that do not require mobility can benefit from efficient spatial augmentations. Examples range from edutainment in museums (such as storytelling projections onto natural stone walls in historical buildings) to architectural visualizations (such as augmentations of complex illumination simulations or modified surface materials in real building structures). This chapter describes projector-camera methods and multi-projector techniques that aim at correcting geometric aberrations, compensating local and global radiometric effects, and improving focus properties of images projected onto everyday surfaces.
Wolkenbotschaft
(2005)
Lange Zeit, so scheint es, machten die Wolken und ein wolkiger Himmel den Schlaf der Physik. Als nämlich Galileo Galilei im März 1610 und mit einiger Hast seinen >Sidereus Nuncius<, seine Sternenbotschaft oder seinen Sternenboten publizierte, musste er mit dem Protokoll langer und schlafloser Winternächte auch einige Pausen, einige Lücken und Leerstellen verzeichnen. Denn dieser Sternenbote, der die astronomische Nachricht von neuen und bisher ungesehenen Gestirnen vom nächtlichen Himmel auf die Erde herabholte, wurde verschiedentlich und auf empfindliche Weise gestört. ...
Wolken modellieren
(2005)
Wolkenformationen und ihre Verwandlungen auf bilddigitalem Weg zu simulieren und in klimatologische Studien zu integrieren, ist eine der komplexesten Aufgaben der aktuellen Umweltphysik. Die Schwierigkeit erklärt sich zum einen sicherlich aus der Konturlosigkeit der nebulösen Gebilde - ihre formale Instabilität und dynamische Prozessualität widerspricht und widersetzt sich der Prognosetätigkeit der Meteorologen bzw. Klimatologen. Immer wieder stellt sich dabei die Frage nach der Codier- und Fixierbarkeit der diffusen Formverläufe, nach der Umrissbildung und Bestimmung eines prinzipiell ungeklärten Figur-Grund-Verhältnisses. Im Folgenden soll die Problemstellung komplexer Simulationstechniken auf klimatologische Bildgebungsverfahren angewandt werden. ...
Eignet sich das perspektivische System zur Repräsentation von Phänomenen, die die gewohnten Maße der menschlichen Ordnung sprengen? Anders gesagt: Bieten göttliche Handlungen, die diese Welt auf das Jenseits hin öffnen, und allgemeiner mystische - oder sogar nur physische - Begegnungen zwischen Himmel und Erde, bieten sie Stoff zur Repräsentation? ...
'Vielleicht sollten wir aufhören, darüber zu streiten, ob die dräuenden, jagenden Wolken seiner Bergfilme die gleichen waren, aus denen Hitlers Flugzeuge am Anfang des Reichsparteitagsfilms nach Nürnberg herabschwebte.' Dieser Stoßseufzer Matthias Fancks, seines Zeichens Enkel des berühmtesten Protagonisten des Genre Bergfilm in der Weimarer Republik, Dr. Arnold Fanck, dürfte auf absehbare Zeit seiner Erfüllung harren. Als zu wirkungsmächtig hat sich jenes Verdikt erwiesen, das hier zugleich noch einmal aufgerufen wird, nämlich Siegfried Kracauers (retrospektive) Deutung des Bergfilms Fanck'scher Prägung - und auch und besonders deren Wolkenbilder - als einer Präfiguration faschistischer Ästhetik, wie sie in dem als >messianische Ankunft< inszenierten Flug Hitlers durch die Wolkendecke über Nürnberg in Leni Riefenstahls einschlägigem Propagandafilm ihren sinnfälligen Kulminationspunkt gefunden habe ...
Alles beginnt in Francis Ford Coppolas 'Bram Stokers's Dracula' mit, alles emergiert aus der Wolke: rechte Hälfte der Einstellung hell, linke dunkel, wölkt sich Dunst um die Kuppel mit dem christlichen Steinkreuz, verdichtet, schickt sich an, den Buchstaben des Gesetzes der westlich-abendländischen Hemisphäre zu verschlingen, schluckt ihn schließlich ganz, bevor das aufgerichtete Kreuz, paradigmatisches Zeichen des Christentums; Phallus, herausragender Signifikant des Symbolischen und damit der Ära der bewegten Lettern Gutenbergs, auf rotem Grund zerschellt. ...
In der Gründerzeit der amerikanischen Filmindustrie gab es ein paar Jahre, in denen Hollywood geradezu im Raum schwelgte: in den Weiten der vielfältigen kalifornischen Landschaft und in den stetig wachsenden Ausmaßen der dort gebauten Kulissen, als deren Höhepunkt das Babylon-Set für D. W. Griffiths 'Intolerance' (USA 1916) gelten kann. Noch war das Zelluloid zu lichthungrig und die Scheinwerfer zu schwach, um die Aufnahmen vollständig in den ebenso begrenzten wie kontrollierbaren Innenraum der barackenhaften Filmstudios zu verlegen. Aber auch wenn die technische Entwicklung diesen Schritt bald ermöglichte, stand ihm das Verlangen des jungen Mediums entgegen, seine Eigenständigkeit gegenüber Kammerspielen des Theaters unter Beweis zu stellen. ...
Wolken über Las Vegas
(2005)
Die Wahnvorstellung namens 'Sex-Bombe' ist ein Produkt des Kalten Krieges und wie er sich in Schwimmkostümen offenbarte - will sagen: in Bikinis. Am 1. Juli 1946 warf eine B-29 eine Atombombe auf das pazifische Atoll namens Bikini. Militärische Beobachter aus verschiedenen Ländern einschließlich der Sowjetunion sahen von entfernten Schiffen, wie die 'mushroom cloud' über dem evakuierten Eiland aufstieg. Unbemannte, radargesteuerte Flugzeuge mit automatischen Filmkameras an Bord flogen in die nukleare Wolke hinein - als ob es möglich sei, Bildmaterial zu liefern vom Ort der Auflösung alles Materiellen. ...