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Im Gegensatz zu Industrieländern wird das barrierefreie und behindertengerechte Planen und Bauen von öffentlichen Gebäuden in Entwicklungsländern aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen nur ungenügend berücksichtigt und realisiert. Die Analyse von international vorhandenen Normen und Richtlinien zeigte, dass in Vietnam die Integration behindertengerechter Konzepte in Bauplanungen erst seit dem Jahr 2002 stattfindet, wohingegen diese in China bereits seit den 80er Jahren und in den Industrienationen wie Deutschland und Amerika sogar schon seit drei Jahrzehnten Anwendung findet. Die ungenügende Berücksichtigung behindertengerechter Baukonzepte in öffentlichen Einrichtungen, so auch vor allem in Berufsschulen bewirkt eine drastische Reduzierung des Ausbildungsplatzangebotes und eine resultierende Perspektivlosigkeit für behinderte Menschen. Durch die schnelle Errichtung barrierefreier, behindertengerechter Ausbildungseinrichtungen sollen sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz für behinderte Vietnamesen deutlich verbessern. Mit dem Erhalt eines Ausbildungsplatzes wird diesen Menschen nicht nur eine Integration in die Gesellschaft sondern langfristig gesehen auch finanzielle Selbständigkeit und somit Unabhängigkeit von der Familie ermöglicht. Als Grundlage des angestrebten Umwandlungsprozesses von der herkömmlichen barrierebelasteten Bauplanung zur Berücksichtigung von behinderten Menschen durch behindertengerechte Planungskonzepte wurden Bauzeit, Bauumfang und Baukosten eingehend analysiert. Dieser vergleichenden Betrachtung der Bauplanungen entwuchsen zwei neue barrierefreie Berufschultypen. Der neue Berufsschultyp 1 – Der Dezentralisierungstyp zeichnet sich durch einen geringfügigen Bauumfang und durch seine einfache Baukonstruktion aus und ermöglicht somit eine schnelle Reaktion auf den gravierenden Ausbildungsplatzmangel für behinderte Menschen. Dieser kostengünstige Berufsschultyp wurde entwickelt, um sehr kurzfristig eine schnelle Erhöhung des Ausbildungsplatzangebotes für behinderte Menschen zu schaffen. Siedlungs- und Wohngebiete bzw. Dörfer eignen sich am besten als Standort für den Berufsschultyp 1. Das ursprüngliche Wohnumfeld bliebe den behinderten Schülern erhalten und damit einhergehend auch die seelische Unterstützung durch deren Familien. Der familiennahe Standort der Berufsschule würde somit sowohl den Lehrern als auch den Schülern eine große seelische Last abnehmen. Des Weiteren ließe sich eine Berufsschule vom Typ 1 schnellstens errichten, so dass die Ausbildung der behinderten und nicht behinderten Schüler sofort aufgenommen werden könnte. Im Zuge der Entwicklung des neuen Berufsschultyps 2 – Dem Zentralisierungstyp - wurden internationale Standards angestrebt. Dieser Berufsschultyp bietet eine umfangreichere Flexibilität in seiner Nutzungsart, ein umfassenderes Angebot an Ausbildungsgängen und ein weitaus größeres Feld der Integration. Der Berufsschultyp 2 ist ein komplexer Bau, mit einem größeren Bauumfang als Berufsschultyp 1. Bei der Errichtung dieser Berufsschultypen ist mit einer langfristigen Planungs- und Bauzeit zu rechnen. Der Stadtrand wird als der optimale Standort zur Errichtung der Berufsschule vom Typ 2 angesehen. Von dort aus ließen sich die öffentlichen Service der Stadt effizient nutzen. Als Bewertungsgrundlage für eine optimale Entwicklung der beiden neuen Berufsschultypen dienen Basisdaten aus umfassenden Analysen über verschiedenste Betrachtungsebenen. Unter Nutzung der in Deutschland und USA bestehenden gesetzlichen Grundlagen sollen barrierefreie Planungsempfehlungen, gezielt für die Errichtung behindertengerechter berufsausbildender Schulen in Vietnam, abgleitet werden, um ein gemeinsames Lernen von seh- und mobilitätsbehinderten sowie von nicht behinderten Menschen zu ermöglichen. Bei den Planungsempfehlungen finden nicht nur die unterschiedlichen menschlichen Körpergrößen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen sondern auch die unterschiedliche Lebensweise der Vietnamesen sowie die Klimabedingungen in Vietnam Berücksichtigung. Bei der Planung von behindertengerechten Ausbildungs- und Schuleinrichtungen ist es wichtig, die Körpergröße der Menschen des jeweiligen Landes zu berücksichtigen. Als Orientierungsmaß für die Körpergröße vietnamesischer Menschen wurde ein Richtfaktor definiert und eingesetzt. Anhand der o.g. Richtfaktorgrößen wurden detaillierte Planungsempfehlungen für barrierefreies Lernen und Wohnen herausgearbeitet.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht in der Entwicklung einer Strategie zur physikalisch nichtlinearen Analyse von Aussteifungssystemen. Der Anwendungsschwerpunkt umfasst neben dem traditionellen Aufgabenumfang zur Analyse neu zu errichtender Tragwerke gleichzeitig auch Planungsaufgaben, die mit Umbau- und Sanierungsmaßnahmen verbunden sind. Veränderungen, die sich während der Nutzungsgeschichte oder im Revitalisierungsprozess ergeben, werden in den Berechnungsmodellen berücksichtigt. In vielen Fällen ist es aus planerischer Sicht zweckmäßig, die Nichtlinearität des Materialverhaltens zur Erschließung von Tragreserven in den normativen Nachweiskonzepten mit einzubeziehen. Der damit verbundene numerische Aufwand wird durch die Verwendung separater Modelle zur Erfassung des Querschnitts- und des Systemtragverhaltens begrenzt, ohne die Komplexität der Aufgabenstellung zu reduzieren. Aus detaillierten Querschnittsuntersuchungen der Tragwände werden integrale Materialbeziehungen abgeleitet, welche die Grundlage für die nichtlineare Tragwerksanalyse darstellen. Die Modellbildung gegliederter Aussteifungswände basiert auf deren Zerlegung in ebene finite Stabsegmente, die sich durch die Diskretisierung in Längs- und in Querrichtung ergeben. Zusätzlich zu den an den Stabenden angreifenden Normalkräften, Querkräften und Biegemomenten werden an den Elementlängsrändern Schubbeanspruchungen erfasst. Die physikalische Nichtlinearität wird durch die Einbeziehung integraler Materialbeziehungen an den Segmenträndern berücksichtigt. Die numerische Umsetzung erfolgt mit Methoden der mathematischen Optimierung. Die Leistungsfähigkeit der Berechnungsstrategie wird exemplarisch anhand von Untersuchungen an Aussteifungssystemen in Großtafelbauweise nachgewiesen.
In der Dissertation wurden unterschiedliche Methoden zur Standortidentifizierung mit Oberflächenwellen analysiert. Es wurden neue Methoden zur Parameteridentifikation unter Nutzung von Oberflächenwellen vorgeschlagen. Die Ziele der Arbeit können wie folgt definiert werden: a) Die Entwicklung eines geeigneten theoretischen Modells als Grundlage zur Untersuchung des Standortes hinsichtlich vorhandener Bodensteifigkeiten. b) Die Entwicklung einer neuen Inversionsmethodik unter Berücksichtigung aller auftretenden Moden im Oberflächenwellenfeld. Die Erstellung eines Modells des vertikal heterogenen Untergrundes erfolgte im Frequenz-bereichs für beliebig geschichtete Böden, aufbereitet durch weitestgehend analytische Formulierungen. Durch Nutzung beliebiger horizontaler, elastisch-isotroper Schichten konnte die vertikale Heterogenität approximiert werden. Die Definition der Green'schen Funktionen wurde in Form der Reflexions- und Transmissionskoeffizienten durchgeführt. Die Lösung des formulierten Halbraumproblems erfolgte unter Verwendung der Konturintegration. Dazu wurde die Vorgehensweise der bestehenden Lösung des homogenen Halbraums auf das Problem des geschichteten Mediums übertragen. Die daraus sich ergebende Lösung ist in ein Körperwellen- und ein Oberflächenwellenfeld separiert. Der Vorteil dieser analytischen Betrachtungsweise liegt in der eindeutigen Zuordnungsmöglichkeit der erhaltenen Lösungen zu Wellentypen und in der klaren Dispersionscharakteristik der berechneten Modelle. Im Gegensatz dazu liefern numerische Lösungen, wie FEM, immer ein Wellenfeld, in dem die Wellentypen zugeordnet bzw. interpretiert werden müssen. Mit Hilfe der synthetischen Bodenmodellierung wird das Verhalten von geschichteten Böden bei durchlaufenden Oberflächenwellenfeldern simuliert und untersucht. Für die Untersuchung der Profile wurde hauptsächlich die Modale Superposition von Oberflächenwellen und die Wellenzahl-Integration verwendet. Bei der Analyse von Oberflächenwellenfeldern in vorhandenen Medien sind abweichend von den üblichen seismischen Methoden spezielle Untersuchungsmethoden zur Ermittlung der vorhandenen Dispersion notwendig. Zur Durchführung der Dispersionsanalyse wird in geotechnischen Untersuchungen in der Regel das Phasen-Differenzen-Verfahren (SASW) genutzt. Aufgrund der beschränkten Aussagefähigkeit dieses Verfahrens zu auftretenden höheren Moden werden verbesserte Analysemethoden zur experimentellen Auswertung hinzugezogen. Diese Methoden nutzen zur Informationsgewinnung das räumlich ausgedehnte Wellenfeld. Ausgehend von dem Dispersionsverhalten kann die Bodenstruktur mittels inverser Methoden bestimmt werden. Für die gemeinsame Inversion der in den Messungen vorhandenen Moden wurde ein entsprechendes Inversionsverfahren abgeleitet. Als Grundlage der Inversion wurde ein Verfahren des kleinsten Fehlerquadrates gewählt. Der Vorteil hinsichtlich einer effizienten und stabilen Inversion unter Nutzung dieser Methodik überwiegt den Nachteil der lokalen Suche nach dem Fehlerminimum. Zum Erreichen der stabilen und zielgerichteten Inversion wird der Levenberg-Marquardt Algorithmus, zusammen mit der Wichtung der Dispersionsäste entsprechend ihres Anregungsverhaltens in den Dispersionsspektren, eingesetzt. Von Vorteil hat sich innerhalb der Arbeit die gleichzeitige Behandlung von theoretischen und experimentellen Parameterstudien erwiesen, da sich Ergebnisse und Erkenntnisse beider Seiten ergänzten. Eine Interpretation von Felddaten kann damit weitaus sicherer durchgeführt werden. Zusätzlich konnten die erarbeiteten experimentellen und theoretischen Verfahren gegenseitig überprüft werden.
Die ein- und zweidimensionale numerische Berechnung der Fließvorgänge in offenen Gerinnen findet zunehmend auch Anwendung in der Modellierung immer komplexerer Prozesse im unter Anderem im Bereich der Ökosystemmodellierung in Gebirgs- und Mittelgebirgsbächen. In diesem Bereich existieren zurzeit noch Probleme hinsichtlich der hydraulischen Prognoserechnungen. Neben den numerischen Grundlagen werden die Abhängigkeiten des Strömungsfeldes von der Rauheitsstruktur der Sohle und der Überdeckungshöhe behandelt. Zur Untersuchung der Fließwiderstandsgleichungen wurden Laborversuche in einer Versuchsrinne durchgeführt. Es wird gezeigt, dass der üblicherweise verwendete Ansatz des mittleren Sohlgefälles bei der Berechnung der Sohlschubspannungsgeschwindigkeit u* in Stufen-Becken-Sequenzen nicht zulässig ist. Stattdessen ist es erforderlich, die lokalen Energieliniengefälle zu bestimmen und einzusetzen. Die Anwendung der aus der Literatur bekannten Ansätze zur Beschreibung des Fließwiderstandes führt zu keinen befriedigenden Ergebnissen und wird ausführlich diskutiert. In der Untersuchung der verschiedenen Fließwiderstandsbeziehungen zeigte sich, dass insbesondere die ungenügende Beschreibung der Rauheitstruktur der Sohloberfläche durch einen charakteristischen Korndurchmesser des Sohlmaterials als unzureichend anzusehen ist. Hinsichtlich der Beschreibung rauer Oberflächenstrukturen wurde ein einfacher Segmentierungsalgorithmus entwickelt, der es erlaubt, komplizierte Oberflächenstrukturen zu vereinfachen und über die Standardabweichung abschnittsweise Rauheiten zuzuweisen. Dieses Verfahren wird in einem zweidimensionalen hydraulischen Modell eingesetzt. Hierdurch wird für die Wassertiefenbestimmung als auch für die Fließgeschwindigkeitsbestimmung eine Berücksichtigung der speziellen topographischen Verhältnisse ermöglicht.
The main objective of the present work is to establish a link between the scientific fields of engineering seismology and structural engineering. Substantially it deals with the application and enhancements of methods coming from engineering seismology as well as their junctions to the fields of structural engineering respectively earthquake engineering. Based on real occurred earthquake damage inflicted to multistoried reinforced-concrete frame buildings, the influence of local site effects on the grade of structural damage is worked out. This relying on comprehensive investigations conducted during numerous field missions of German TaskForce after damaging earthquakes in Venezuela and Türkiye. Instrumental investigations on both the structure and its local subsoil in order to identify the damage potential of seismic ground motion take center stage of the thesis. Thereby it is examined whether or not an estimated seismic demand representative in amplitude level and frequency characteristics is able to cause structural damage considering the vulnerability of the structure itself as well as the local site and subsoil conditions. Investigations are concentrated on selected RC frame structures with or without masonry infill walls.
Das Pionierlager Artek. Realität und Utopie in der sowjetischen Architektur der sechziger Jahre
(2004)
Das in den 1960er Jahren gebaute, internationale Pionierlager Artek an der Schwarzmeerküste der Krim war das größte Kinderferienlager der Sowjetunion. Als Prestigeobjekt und Vorzeigeinstitution steht Artek für die Architektur der Ära Chruschtschows, des sogenannten „Tauwetters“. Anhand des dialektischen Prinzips von Präsentation und Repräsentation werden vier Aspekte des Lagers untersucht: Architektur, städtebauliche Struktur, Erziehung und Gesamtkunstwerk. Durch dieses Prinzip, das sich aus der Widerspiegelungstheorie ableiten läßt, kann jedem dieser Aspekte die Kongruenz zur ideologischen Zielsetzung und damit die gestalterische Kohärenz der Ferienanlage nachgewiesen werden. In Abgrenzung zur modernen Architektur der westlichen Industrienationen wurde in Artek eine spezifisch „sozialistische Moderne“ für die Sowjetunion und die übrigen Staaten des Ostblocks definiert. Diese war eng verbunden mit dem Städtebau auf der Grundlage von Mikrorayons und der Ausgestaltung von Stadt- und Subzentren. Artek ist mit seiner idealtypischen, architektonischen und städtebaulichen Gestaltung ein Denkmal für die frühere Sowjetunion.
Der architektonische Raum wird als ein Medium der Kommunikation im Kontext der >neuen< Medien begriffen, aus der Erkenntnis, dass er schon immer ein Medium war und aus einer komplexen Medienstruktur in Abhängigkeit von anderen Medien besteht. Im Prozess von Handlung und Kommunikation ist der architektonische Raum das Medium, das räumliche Nähe von Individuen über alle Sinne und das Bewusstsein gleichzeitig intensiv ermöglicht. Der architektonische Raum als immersives Kommunikationsmedium erreicht im Zeitalter der >neuen< Medien eine neue Dimension, indem mehr und andere Wirklichkeitsalternativen der Kommunikation zur Verfügung stehen. N. Luhmann folgend, wird die Architektur aus der Sicht der Form/Medium-Differenz systemtheoretisch als strukturierter Möglichkeitsraum betrachtet. Der Raum ist das Medium für Formen des architektonischen Raumes, in dem Architektur überhaupt erst wirksam wird. Umgekehrt sind die Formen des architektonischen Raumes Medien für die Wahrnehmung einer Vielzahl von räumlichen Wirklichkeiten. Eine Fassade aus Stein oder Glas ist gebaute Form und kann als Medium Information kommunizieren. Medien werden ihrer Bestimmung um so besser gerecht, je mehr sie sich der Aufmerksamkeit entziehen und wie transparente Fenster hinter der Oberfläche der sinnlichen Wahrnehmung zurücktreten. Als >unwahrnehmbares< Medium ist der architektonische Raum damit eine hintergründige >Wirkungsmacht<, eine Bühne für die Entfaltung von Wirkung, Atmosphäre und Bewegung. Seine physische Wirklichkeit war schon immer durch virtuelle Wirklichkeiten oder Realitäten entgrenzt, die durch Techniken und Technologien der Simulation als künstliche Welten wahrnehmbar und kommunizierbar werden. Dies kann an tradierten Beispielen der gotischen Kathedrale, dem Panorama, den panoptischen Räumen, dem Theater, Kino oder den kontinuierlichen Räumen von der Moderne bis heute aufgezeigt weren. Virtuelle Räume gotischer Glasbilder oder barocker Decken- und Wandbilder im Medium des architektonischen Raumes sind uns geläufig. Die Immersion, das Eintauchen in diese virtuellen Wirklichkeitsspären löst die Wahrnehmung der eigenen körperlichen Präsenz in ihnen aus. Das Potential des virtuellen Raumes der Architektur besteht im Vergleich zu anderen virtuellen Realitäten von Text, Bild oder digitalen Medien in seiner Gebundenheit an die physische, räumliche Reizstruktur, der er die Eindringlichkeit und Komplexität seiner Wirkung verdankt. Es werden unterschiedliche Wechselwirkungen und gemeinsame Entwicklungen von zeitgenössischen Beispielen der Architektur mit den >neuen< Medien aufgezeigt. In der »sensitiven Wand« wird die physische Raumgrenze durch die Integration neuer Techniken und Technologien digitaler, elektronischer Medien etwas extrem Flexibles und Formbares in Interaktion mit dem Benutzer. Der H2O Pavillon (Oosterhuis und NOX, 1997) ist ein Beispiel dafür. Der ausgeprägt polysensorische Immersionsraum steht für die Einheit von digitaler und architektonischer Simulation. Die metaphorische Welt von Höhle und Quelle des Thermalbades Vals (P.Zumthor, 1996) ist die räumliche Reflexion auf die metaphorische Struktur virtueller Räume der >neuen< Medien. Die simulierte Wirklichkeit in den Medien Wasser, Stein und architektonischer Raum produziert schöpferisch den polysensorischen immersiven Zugang in die virtuellen Welten >authentischer< physischer Umgebung. Das >Sichtbare< im Medium Raum der Architektur ist ohne das >Unsichtbare< nicht zu begreifen bzw. das sinnlich Wahrnehmbare nicht ohne das Unwahrnehmbare. Das Erkennen dieser Relation von Form und Medium ermöglicht die Formulierung des neuen Begriffes des medialen Raumes der Architektur, der zur Basis für eine Medientheorie der Architektur wird, als Sichtweise der Entgrenzung des physischen Raumes durch den virtuellen Raum für die subjektive Wahrnehmung, Handlung und Kommunikation.
Seit ihren Anfängen im ausgehenden 19. Jh. ist der brandenburgischen Hausforschung ein Phänomen in der Entwicklung des ländlichen Wohnhauses bekannt, das in der vorliegenden Arbeit als Typenwandel bezeichnet wird: Zahlreiche Landschaften der ehemaligen Kurmark Brandenburg wurden bis in das 18. Jh. hinein von einem giebelständigen Haustyp - dem sogenannten Märkischen Mittelflurhaus - geprägt. Im Verlauf des 18. und 19. jh. wurde dieser von einem traufständigen Haustyp - dem sogenannten Mitteldeutschen Ernhaus - >verdrängt<. Dieser Typenwandel ist wie jeder Wandel einer tradierten Hausform auf einen Komplex verschiedener Faktoren und Einflussgrößen zurückzuführen. Über diese Faktoren und Einflussgrößen bestehen in der bisherigen regionalen Hausforschung folgende Thesen: Zum einen wird angenommen, dass das Vorbild der im Rahmen der friderizianischen Kolonisation seit der Mitte des 18. Jh. zahlreich erbauten, traufständigen Kolonistenhäuser diesen Typenwandel beeinflusst oder ausgelöst habe. Zum anderen seien die baupolizeilichen Vorschriften und der Einfluss der preußischen Landbauschule - vertreten durch das Oberbaudepartement - ein auslösender oder beschleunigender Faktor gewesen. Aufgabe der Untersuchung ist es, diese Thesen anhand eines geeigneten Untersuchungsgebietes zu diskutieren. Als solches eignete sich das Oderbruch insbesondere, weil es das größte zusammenhängende Siedlungsgebiet auf deutscher Seite darstellt, das unter der Regentschaft Friedrichs des Großen kolonisiert wurde, und seine allmähliche Trockenlegung seit der Mitte des 18. Jh. von intensiven obrigkeitlichen Eingriffen begleitet war. Mit der zusätzlichen Abgrenzung der untersuchten Hausformen auf diejenigen der ländlichen Mittelschicht, d.h. auf die Häuser der Bauern, Fischer und Kossäten, basiert die zentrale stratigrafische Untersuchung des Wandlungsprozesses einerseits auf durch die Autorin selbst erarbeiteter Bauforschung am rezenten Hausbestand und andererseits auf der Auswertung umfangreichen Archivmaterials. Der durch zahlreiche Übergangsformen nachweisbare Prozess der Herausbildung des jüngeren Haustyps aus dem älteren Haustyp heraus widerlegt die bisherige Annahme, dass der Typenwandel lediglich eine Grenzverschiebung zwischen den geografischen Verbreitungsgebieten zweier frühneuzeitlicher Haustypen gewesen sei. Die archivalische Überlieferung zur friderizianischen Kolonisation, zum ländlichen Baugeschehen im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jh. sowie zur obrigkeitlichen Reglementierung des >Unterthanenbauwesens< erbringt den eindeutigen Nachweis, dass weder das Vorbild der Kolonistenhäuser noch irgendeine Form der obrigkeitlichen Einflussnahme für den Wandel vom giebelständigen zum traufständigen Haustyp von Bedeutung waren. Vielmehr erweisen sich die Auswirkungen der Agrarreformen auf die bäuerlichen Betriebe als der ausschlaggebende Faktor für den Typenwandel. Die bisher angewandten Begriffe zur Bezeichnung der Haustypen stellen sich im Ergebnis der Untersuchung nicht nur als irreführend sondern falsch heraus. Die Arbeit eröffnet deshalb eine Debatte zur Neudefinition der Typenbegriffe innerhalb der regionalen Hausforschung.
Die Bedeutung von klassischen Elementen in virtueller Architektur - Untersucht am Beispiel der Wand
(2004)
Die Dissertation exploriert und evaluiert die Definition einer Entsprechung der architektonischen Kategorie der Wand für virtuelle Architekturen. Es wird der Frage nachgegangen, inwieweit eine architektonische Strukturierung in der virtuellen Architektur fortzuführen ist, um Handlungs- und Kommunikationsstrukturen zu sichern. Der erste Teil motiviert die Arbeit und vermittelt die Grundlagen und Termini, die in einem direkten Zusammenhang mit der virtuellen Architektur verwendet werden. Der folgende Teil konzentriert sich ausschließlich auf die reale Architektur. Ausgehend vom Element der Wand wird, in einer analytischen und architekturtheoretischen Betrachtung, ein Modell von Raumkategorien entwickelt, welches im Hinblick auf die virtuelle Architektur von besonderer Bedeutung ist. Die aus der Analyse gewonnen Erkenntnisse in Form von Raumkategorien werden im dritten Teil aus der realen in die virtuelle Architektur übertragen. Das folgende Kapitel beschreibt drei Experimente, die Fra-gen, Hypothesen und Ansätze aus den vorangegangenen Kapiteln empirisch evaluieren. Im abschließenden Kapitel werden die Erkenntnisse der experimentellen Untersuchung im Kontext des architektonischen Gestaltens von virtuellen Architekturen diskutiert.
Die Arbeit beschreibt ein Konzept zur computergestützten, schrittweisen Erfassung und Abbildung der Geometrie von Gebäuden im Kontext der planungsrelevanten Bauaufnahme. Zunächst wird die Bauaufnahme als Erstellung eines verwendungsspezifischen Modells betrachtet. Anschließend wird der Fokus auf das geometrische Abbild gelegt. Es werden u.a. die Aufmaßtechniken Handaufmaß, Tachymetrie und Photogrammetrie bewertet und gebäudetypische geometrische Abstraktionen aufgelistet. Danach erfolgt eine Aufstellung von Anforderungen an ein computergestütztes Aufmaßsystem, welche mit kommerziellen Lösungen aus dem nichtgeodätischen Bereich verglichen wird. Im Hauptteil wird das zu Beginn genannte Konzept beschrieben. Betrachtet wird die skizzenbasierte Erstellung eines nichtmaßlichen geometrischen Abbildes des Gebäudes in den Frühphasen der Bauaufnahme, seine anschließende schrittweise maßliche Anpassung an das Original und topologische Detaillierung im Zuge des Bauaufmaßes, sowie die Extraktion von Bauteilen und ihren geometrischen Parametern. Zur Vereinfachung der maßlichen Anpassung des geometrischen Abbildes im Aufmaßprozeß werden geometrische Abstraktionen wie Parallelitäten, rechte Winkel usw. genutzt, aber nicht erzwungen. Mit Hilfe der Ausgleichungsrechnung erfolgt eine Zusammenführung der geometrischen Abstraktionen und verschiedener Aufmaßtechniken. Es werden die nötigen Beobachtungsgleichungen und andere relevante Aspekte beschrieben. Gezeigt wird weiter ein Konzept, wie ein nutzerseitig veränderbares Bauwerksmodell mit dem geometrischen Abbild in Bezug gebracht werden kann, wobei aus dem geometrischen Abbild geometrische Parameter des nutzerseitig veränderbaren Bauwerkmodells gewonnen werden können. Ausgesuchte Problematiken der Arbeit wurden prototypisch implementiert und getestet. Hierbei stand die Verbindung der Aufmaßtechniken und geometrischen Abstraktionen im Mittelpunkt. Die geometrischen Ansätze der Arbeit beschränken sich auf planare Oberflächen.