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Kräfte messen. Die Maschine von Marly und die Kultur der Technik 1680-1840

Measuring Forces. The Machine of Marly and the Culture of Technology 1680-1840

  • Die Arbeit beschäftigt sich mit der Entstehung eines ökonomischen Kraftmaßes am Beispiel der Maschine von Marly im Zeitraum von ca. 1680 bis 1840. Die Leitthese der Dissertation besagt, dass vom 17. zum 19. Jahrhundert eine grundlegende Transformation des Maschinenbegriffs stattfand, die als Übergang vom Substanzbegriff zum Funktionsbegriff der Maschine bezeichnet werden kann. Im 17. JahrhundertDie Arbeit beschäftigt sich mit der Entstehung eines ökonomischen Kraftmaßes am Beispiel der Maschine von Marly im Zeitraum von ca. 1680 bis 1840. Die Leitthese der Dissertation besagt, dass vom 17. zum 19. Jahrhundert eine grundlegende Transformation des Maschinenbegriffs stattfand, die als Übergang vom Substanzbegriff zum Funktionsbegriff der Maschine bezeichnet werden kann. Im 17. Jahrhundert wurden mechanische Apparate als in sich geschlossene, selbstbezügliche Strukturen aufgefasst. Als anschaulich erfahrbare Objekte konnten sie als Bildgeber dienen, die mittels des Verfahrens der Strukturanalogie Erklärungsmuster für verschiedenste Phänomene (Körper, Staat, Welt) boten. Demzufolge galten sie als selbstevident: sie waren erklärend und mussten selbst nicht erklärt werden. Ihr etwaiger Zweck und ihre Einbettung in gesellschaftliche Zusammenhänge spielten dabei keine Rolle. Wie anhand der Beschreibungen und Darstellungen aus jener Zeit nachgewiesen werden kann, wurde die Maschine von Marly innerhalb dieser Episteme als architektonisches Objekt wahrgenommen, bei dem vor allem das Zusammenspiel der einzelnen Elemente Aufmerksamkeit erregte. Wie andere Maschinen auch stand sie unter dem Primat der Sichtbarkeit. Man war davon überzeugt, dass die Eigenschaften einer Maschine von der strukturellen Anordnung ihrer Bauteile abhingen und glaubte, ihre Qualität an ihrer Gestalt ablesen zu können. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts tauchte die Maschine von Marly in den Schriften physiokratischer Autoren auf. Zuerst diente sie dort als Beispiel für die Verschwendungssucht Louis’ XIV. und als Metapher für eine schlechte Einrichtung des Staates. Doch zunehmend begann man, sie auch in ihrer Faktizität als technisch-politisches Objekt zu begreifen. Man kritisierte ihre aktuelle Nutzung und schlug andere Möglichkeiten ihrer Verwendung vor, etwa die Bewässerung von Feldern oder die städtische Trinkwasserversorgung. Damit war die Maschine von Marly nicht länger ein Modell für die Einrichtung des Staates, das nur am Maßstab der immanenten Perfektion beurteilt werden konnte. Vielmehr war sie nun ein Instrument der Regierung, das sich als Teil eines staatlich verfassten Gemeinwesens verantworten musste. Als solches wurde sie auch zu einem bevorzugten Gegenstand aufklärerischer Reformprojekte. Das zeigt sich besonders deutlich am Wettbewerb, den die Pariser Akademie der Wissenschaften 1784-1786 organisiert hatte und der Vorschläge zur Verbesserung oder Ersetzung der Maschine von Marly zum Gegenstand hatte. Die Auswertung der mehr als 100 eingereichten Projekte und Memoranden ermöglicht einen einzigartigen Blick auf die Hoffnungen und Wünsche, die Ende des 18. Jahrhunderts an die Erfindung technischer Geräte gekoppelt waren. Um 1800 kann man die allmähliche Entstehung eines Funktionsbegriffs der Maschine bemerken. Lazare Carnots Essai sur les machines en général, der eine in der Sprache der Algebra artikulierte Definition der Maschine beinhaltete, trug maßgeblich dazu bei, die Anschaulichkeit zugunsten eines operativen Symbolismus zu delegitimieren. Erst dadurch war die Formulierung eines Effizienzkalküls möglich. Ergänzt wurde diese Formalisierung durch den Diskurs der Industrialisierung, in dem technische Apparate zunehmend als Produktionsmittel verstanden wurden. Die Maschine von Marly war ein wichtiger Schauplatz für die Entstehung eines ökonomischen Kraftmaßes. Nicht nur wurden dort Experimente mit verschiedenen Messinstrumenten (Dynamometern) durchgeführt, auch diente sie Joseph Montgolfier als Beispiel um zu beweisen, dass Kraft als Geldwert ausgedrückt werden könne. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhundert wurden Maschinen schließlich relational als Positionen innerhalb eines nationalen Produktionssystems definiert. Sie galten als Krafttransformatoren, bei denen ein bestimmter Input von ‚force motrice’ einen entsprechenden Output von ‚travail utile’ ergeben würde. Ihre vornehmlichste Aufgabe war die möglichst effiziente Ausnutzung der Kraftressourcen. Den vorläufigen Endpunkt erreichte die Entstehung des ökonomischen Kraftmaßes um 1830 mit der Formulierung des Begriffs der ‚mechanischen Arbeit’.show moreshow less
  • The dissertation deals with the machine of Marly as a site for the establishment of an economic measure of force in the period from 1680 to 1840. It is shown how from the 17th to the early 19th century a fundamental transformation of the concept of ‚machine’ took place. In the 17th century, the machine was perceived as a closed, self-referential structure, which could be grasped by visualThe dissertation deals with the machine of Marly as a site for the establishment of an economic measure of force in the period from 1680 to 1840. It is shown how from the 17th to the early 19th century a fundamental transformation of the concept of ‚machine’ took place. In the 17th century, the machine was perceived as a closed, self-referential structure, which could be grasped by visual examination. The apparatus at Marly was an architectural monument which could figure as an analogy for the body, the state or the world. From the middle of the 18th century, it is used as an example in the writings of the physiocrat school, first as an indicator for the wastefulness of Louis XIV. But more and more it was analyzed as a technical and political object. Thereby, it was no longer a model for the state, but an instrument of government whose use and purpose could be discussed. This is especially evident in the prize contest of the Paris Academy of Sciences, which called for proposals for the reform of the machine. The discussion of the more than 100 memoirs shows which hopes and desires were connected to the invention of technical artefacts at the brink of the French Revolution. Around 1800, machines began to be perceived as functional devices. The introduction of a formal symbolism by Lazare Carnot enabled a new analysis of the efficiency of mechanical devices. Complementary, the discourse of industrialisation made it possible to understand the machine as a means of production. Thereby, the Marly machine became an important site for technical experiments and for the articulation of an economic measure of force. This development ends around 1830 with the formulation of the concept of ‚mechanical work’.show moreshow less

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Metadaten
Document Type:Doctoral Thesis
Author: Thomas Brandstetter
DOI (Cite-Link):https://doi.org/10.25643/bauhaus-universitaet.760Cite-Link
URN (Cite-Link):https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:wim2-20060702-7984Cite-Link
Advisor:Prof. Joseph VoglGND
Language:German
Date of Publication (online):2006/07/02
Year of first Publication:2006
Date of final exam:2006/05/03
Release Date:2006/07/02
Publishing Institution:Bauhaus-Universität Weimar
Granting Institution:Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Medien
Institutes and partner institutions:Fakultät Medien / Professur Geschichte und Theorie künstlicher Welten
Tag:efficiency; france; history of science; history of technology; hydraulics; machine
GND Keyword:Technik / Geschichte; Wissenschaft / Geschichte; Frankreich; Hydraulik; Maschine; Effizienzmessung
Dewey Decimal Classification:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 600 Technik / 600 Technik, Technologie
BKL-Classification:02 Wissenschaft und Kultur allgemein / 02.01 Geschichte der Wissenschaft und Kultur
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