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Was ist Europäische Medienkultur?

Translating Europe

  • Der Sage nach wurde Europa, jene fremde Königstochter, vom Göttervater Zeus in der Verkleidung eines majestätischen Stiers vom fernen Phoenizien nach Kreta – wörtlich – „übertragen“, das heißt von hier nach dort getragen. So gesehen erzeugt Europa einen dritten Raum, einen Trenn- und/oder Bindestrich zwischen Orient und Okzident, als diasporadische Figur und auch als Kontinent. Die Logik einesDer Sage nach wurde Europa, jene fremde Königstochter, vom Göttervater Zeus in der Verkleidung eines majestätischen Stiers vom fernen Phoenizien nach Kreta – wörtlich – „übertragen“, das heißt von hier nach dort getragen. So gesehen erzeugt Europa einen dritten Raum, einen Trenn- und/oder Bindestrich zwischen Orient und Okzident, als diasporadische Figur und auch als Kontinent. Die Logik eines solchen Strichs, der zugleich trennt und verbindet, findet eine kartographische Entsprechung im nullten Längengrad, der die ganze Welt in ein Einheit schaffendes Koordinatensystem „übersetzt“, mit Greenwich als Zentrum. Ein Äquivalent eines solchen fixen Ausgangspunktes findet sich in der perspektivischen Europa-Darstellung in Tiepolos Darstellung der Kontinente im Deckenfries des Treppenhauses der Fürstbischöflichen Residenz in Würzburg. In diesem architektonischen Gemälde bildet Europa das Frontispiz, das nur von einem privilegierten Standort auf dem ersten Treppenabsatz unverzerrt betrachtet werden kann. Gegenstand dieses Beitrags sind eben diese drei medienkulturellen Europa-Inszenierungen: 1.) eine Sage, 2.) das kartographische Element des Nullmeridians und 3.) Tiepolos Treppenhausgemälde, sie alle verstehe ich als medienkulturelle Übersetzungen Europas. Ziel dieses Beitrags ist es zu fragen, wie diese drei kulturellen Objekte in ihren jeweiligen medialen Modi am Europa-Begriff arbeiten. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der Akt des Übersetzens, und zwar sowohl im Sinne einer Umschrift von einem medialen Modus in den anderen als auch als durchaus physisch zu verstehende Bewegung einer Migration zwischen Heimat und Fremde. Ergebnis dieser Betrachtungen ist ein Europa-Begriff, der nicht unproblematisch mit sich selbst identisch ist, sondern sich erst in der Bewegung des Übersetzens konstituiert, also im dritten Raum oder als Bindestrich zwischen den Kulturen.zeige mehrzeige weniger
  • The “origin” of the idea of Europe—if there is one—may be found in Hesiod’s mythological writings. Europe, daughter of Agenor, was—literally—“translated” from Phoenicia to Crete by Zeus who was disguised as a majestic bull. Thus seen, deception and robbery form the foundation of the birth of a continent, at least mythologically. This idea of Europe from antiquity soon developed into a world viewThe “origin” of the idea of Europe—if there is one—may be found in Hesiod’s mythological writings. Europe, daughter of Agenor, was—literally—“translated” from Phoenicia to Crete by Zeus who was disguised as a majestic bull. Thus seen, deception and robbery form the foundation of the birth of a continent, at least mythologically. This idea of Europe from antiquity soon developed into a world view in which Europe formed the centre of the terra cognita. In order for the terra incognita to be positioned in relation to this, a fixed point was required. This was finally found in the cartographic element of the zero-meridian. As an ideological line, the longitude-zero provided a unifying system into which the whole world was to be “translated.” Such a euro-centristic zero-point is not only found in cartography, it also has an equivalent (or translation) in perspectival painting, namely in the zero-point or vanishing point. The cultural significance of a zero-point in relation to the idea of Europe is particularly striking in Tiepolo’s painting of the continents in the Treppenhaus in Würzburg. In this architectonic painting, Europe is the subject matter of the frontispiece painted on the stair-well. In order to view this work without distorting the representation, it must be seen from a privileged point on the first half-landing. Here again: deception and illusion. The aim of this paper is to destabilize precisely these fixed positions which establish a Europe that appears unproblematically identical with itself. To do so, I will risk gazing at Tiepolo’s Europe from marginal points of view; that is, from Africa or Asia. And—for the longitude-zero—I will question the cut of the world into two opposite hemispheres, east and west. Europe, then, appears to be always in a state of translation, never fixed in an origin, never being ‘home’ as a final destination. Likewise the Europe in mythology, Europe as a continent, is split by difference while simultaneously driven by desire for a foreign country (Crete). Similarly, the zero-meridian, is a hybrid in between west and east, a translation in between home and abroad. Europe is then always permeated with otherness.zeige mehrzeige weniger

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Dokumentart:Artikel (Wissenschaftlicher)
Verfasserangaben:Dr. Jun.Prof. Sonja Neef
DOI (Zitierlink):https://doi.org/10.25643/bauhaus-universitaet.226Zitierlink
URN (Zitierlink):https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:wim2-20111215-2262Zitierlink
Sprache:Deutsch
Datum der Veröffentlichung (online):03.12.2004
Jahr der Erstveröffentlichung:2004
Datum der Freischaltung:03.12.2004
Institute und Partnereinrichtugen:Fakultät Medien / Junior-Professur Europäische Medienkultur
Freies Schlagwort / Tag:Antike; Europa; Geschichte; Medienkultur
Culture of Media; History; europe
GND-Schlagwort:Kulturwissenschaften; Studiengang Kulturwissenschaften; Kulturwissenschaftliches Studium; Kulturwissenschaftler
DDC-Klassifikation:900 Geschichte und Geografie / 940 Geschichte Europas / 940 Geschichte Europas
BKL-Klassifikation:02 Wissenschaft und Kultur allgemein / 02.00 Wissenschaft und Kultur allgemein: Allgemeines
Lizenz (Deutsch):License Logo In Copyright
Bemerkung:
Eine englische Version dieses Artikels erscheint in Discerning Translations, ed. Mieke Bal and Joanne Morra, Princeton UP (forthcoming).